Bulletin vom „Offenen Tisch“ im Gasthaus Leban in Kittsee.
Am 27. Juni 2019 fand im Gasthaus Leban in Kittsee die Vorstellung der Monographie „Kittsee – Grundherrschaft und Markt – Im Vorfeld der Metropole Bratislava/Preßburg/Pozsony“ statt.
Das dreibändige und rund 1.200 Seiten umfassende Werk schließt eine Überlieferungslücke: Der Autor Hermann Klezath erforschte das Leben und die Entwicklung innerhalb der Gemeinden in den letzten tausend Jahren. Wie lebten die Menschen in nördlichen Burgenland und welchen Einfluss nahmen die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten tausend Jahre auf den Fortbestand von Kultur und Lebensweise? Diese und weitere Fragen beantwortet Hermann Klezath in seinem nun erschienenen Werk. Darin beschäftigt er sich ausführlich mit der Marktgemeinde Kittsee und den übrigen Gemeinden Edelstal, Pama und Kroatisch Jahrndorf (Jarovce) der Grundherrschaft Kittsee.
Mehr als zehn Jahre recherchierte Hermann Klezath im Ethnografischen Museum in Kittsee, im Burgenländischen Landesarchiv, im Esterhásyschen Privatarchiv auf Burg Forchtenstein und vielen anderen Kultureinrichtungen. Der gebürtige Bremer war von der Geschichte der nordöstlichsten Marktgemeinde in Österreich fasziniert. Schuld war ein Besuch in der Heimatstadt seiner zukünftigen Frau, der Enkelin von Rosa Schwab aus Kittsee, fünf Jahrzehnte zuvor. Die in Kittsee lebenden Menschen, die landschaftliche Vielfältigkeit der Region sowie deren viel Kulturgüter beeindruckten ihn. Nachdem Versuche, mehr über die Heimat seiner Frau zu erfahren, gescheitert waren, machte er sich daran, Licht ins Dunkel zu bringen. Das Ergebnis ist eine Monographie, die zeigt, wie sich unterschiedliche Volksgruppen wie Deutsche, Ungarn, Kroaten, Slowaken, Juden u. a. allen politischen Wirrnissen, Kriegen, wirtschaftlichen Nöten und Entbehrungen zum Trotz behaupten und stetig weiterentwickeln konnten.
Trotz der tropischen Temperaturen war die Veranstaltung anlässlich der Veröffentlichung der Monographie sehr gut besucht und alle Plätze im Saal waren belegt. Über dieses große Interesse freuten sich sowohl der Autor als auch der Tourismusverein Kittsee, in dessen Kooperation das Werk herausgegeben wird.
Den Abend eröffnete Sonja Leitner, Obfrau des Tourismusvereins Kittsee. Sie bedankte sich unter anderem beim Bürgermeister von Kittsee, Johannes Hornek, für dessen Erscheinen. Dann übergab sie das Mikrofon an Josef Leban jun., der als Gastwirt des Autors seit Jahren dessen Forschungsleben begleitet hat und die weitere Moderation des Abends übernahm.
Er ersuchte Herrn Hofrat Dr. Felix Tobler um einige einleitende Worte. Dieser war über viele Jahre in leitender Stellung im Burgenländischen Landesarchiv tätig und verfügt über einen schier unerschöpflichen Wissensschatz über die Kittseer Geschichte. Im Laufe der Jahre der Forschung von Hermann Klezath wurde Herr Dr. Tobler zu dessen wissenschaftlichen Mentor.
Bei seiner Einführung erklärte Herr Dr. Tobler, dass bisher bekannte Veröffentlichungen lückenhaft und teilweise auch veraltet gewesen seien. Die Monographie „ Kittsee – Grundherrschaft und Markt“ schließe diese Lücken und bringe Kenntnisse auf den neuesten Stand. Er betonte die Relevanz des geschaffenen Werkes für die Geschichte und Zukunft der Gemeinden Kittsee, Edelstal, Pama und Kroatisch Jahrndorf (Jarovce) und der Umgebung.
Der Autor selbst gab bei der Buchvorstellung einen kurzen Einblick in den Inhalt der drei Bände.
Band I zeigt unter anderem, welchen Einfluss die Geschichte Westungarns auf die Entstehung Kittsees hatte. Außerdem werden Antworten auf die Fragen gegeben, wie sich Kittsee bis zum Ende der Feudalherrschaft entwickelte. Auch die Revolution von 1848/49 hatte tiefgreifenden Einfluss auf die ehemalige Grundherrschaft. Abschließend beschäftigt sich der Band mit der Burg und dem Schloss Kittsee.
Band II fragt danach, wie das Leben der Menschen während und nach der Feudalherrschaft aussah. Zudem setzt er sich mit der allgemeinen politischen Entwicklung in Westungarn bis 1921 auseinander. Außerdem geht er auf die Entstehung des Burgenlandes ein. Hinzu kommt die Frage, wie sich das Leben in der jüdischen Gemeinde in Kittsee gestaltete. Wie lebte man dort nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und danach?
Band III klärt, welchen Einfluss Religion auf die Entwicklung der Region und den Alltag der Menschen hatte. Die Spaltung der Kirche sowie die Rekatholisierung der Gemeinden wirkten sich naturgemäß auch auf die Bevölkerung aus. Das Thema Bildung sowie eine Übersicht herausragender Persönlichkeiten ergänzen den Themenkreis. Den Abschluss bildet das Spannungsfeld Sakralbauten und Geißeln Gottes.
Die im Anschluss stattgefundene Fragerunde bestätigte noch einmal das große Interesse des Publikums an dem Werk.
Alle Beteiligten freuten sich über einen gelungenen Abend!